
Einer der Gründe, warum Caorle ganzjährig beliebt ist sind seine zahlreichen geschichtsträchtigen und religiösen Stätten.
Auf jeden, der Caorle auch nur ein einziges Mal besucht hat, hinterlässt die Piazza Vescovado mit dem Dom des Heiligen Stefan und seinem Campanile einen bleibenden Eindruck. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1038 und wurde auf den Überresten einen früheren Basilika aus dem 6. oder 7. Jahrhundert n.Chr. errichtet. Der im romanischen Stil errichtete, stattliche Dom spiegelt das „goldene Zeitalter“ wider, das Caorle im 11. und 12. Jahrhundert erlebte. Mit seinen drei Schiffen, getrennt durch zwei Säulenreihen, und seinen drei Apsiden (die Hauptapsis dient der Liturgie, die anderen beiden beherbergen das Allerheiligste und das Taufbecken) erstrahlt der Dom im Architekturstil mittelalterlicher Kirchen. Man beachte die Liebe zu den Details: lediglich die mittlere der drei Apsiden ist von außen sichtbar und sie umfasst die beiden Seitenschiffe; diese Verschiebung des Raumes sowie die Achsenneigung der Hauptapsis hinsichtlich des Mittelschiffes, symbolisieren den Kopf von Jesus Christus, der sich im Moment des Todes am Kreuz zur Seite neigte.

Dies ist aber nur eines der zahlreichen Mysterien des Doms von Santo Stefano: die anderen erkundet man am besten bei einer Besichtigung. Gleich neben dem Seiteneingang des Doms erhebt sich der majestätische Campanile von Caorle: dieser Turm ist im Vergleich zu den anderen, im Mittelalter erbauten, ein wahres Unikat, zum einen wegen seiner zylindrischen Form und zum anderen wegen seiner konischen Turmspitze. Nach seiner Restaurierung ist der 44 Meter hohe Glockenturm nun auch wieder zugänglich: in den Sommermonaten bieten ehrenamtlich in der Pfarre Santo Stefano Tätige Führungen an (mehrsprachig); somit ist es auch Urlaubern möglich, die Spitze zu erklimmen und einen beeindruckenden Blick über die Stadt und die Küste zu genießen.
Auch das kleine, aber sehr interessante Dommuseum kann besichtigt werden; es ist in den Räumlichkeiten neben der Kirche untergebracht und über das Pfarrhaus zugänglich. Die Ausstellungsräume zeigen Artefakte der frühchristlichen Kirche, die sich zuvor an diesem Platz befunden hat; es können aber auch Reliquien, sakrale Gewänder und Gegenstände der venezianischen Goldschmiedekunst bewundert werden. Die bedeutendsten Objekte sind das Tafelbild der Apostel, das der Schule von Paolo Veneziano zugeschrieben wird, sowie ein Silberkreuz aus dem Jahr 1534. Ein weiterer Raum zeigt Erinnerungsstücke an Papst Johannes XXIII: zwei Bürger von Caorle, Guido und Giampaolo Gusso, die ehemals persönliche Begleiter des Papstes waren, haben einige Besitztümer des charismatischen Kirchenoberhaupts wieder zurück an ihren Ursprungsort gebracht.
Ein weiterer Ort großer religiöser Bedeutung ist die Kirche der Madonna dell’Angelo. Die Bauarbeiten für dieses Kirchlein am Meer begannen im Juni 1751 auf den Überresten einer alten Kirche, der Wind, Wetter und Wasser bereits stark zugesetzt hatten. Im Inneren dieses kleinen Juwels steht die Statue der Madonna dell’Angelo, ein Marienbildnis, an das sich die Fischer von Caorle oftmals vor einer Fahrt aufs oder Meer oder in die Lagune vertrauensvoll wenden. Es gibt unzählige alte Geschichten über Wunder und Marienverehrung, die den Kult um die Madonna dell’Angelo auch heute noch aufrecht erhalten: zur Erfüllung eines Gelübdes findet alle fünf Jahre im September eine traditionelle Wasserprozession unter Geleit der ortsansässigen Fischer statt; jedes Jahr am zweiten Juliwochenende feiert Caorle das alljährliche Fest der Madonna dell’Angelo mit zwei Prozessionen, deren Höhepunkte das spektakuläre „Anzünden des Campanile“ und ein großes Feuerwerk sind.

Auch in Caorle und ebenfalls sehenswert ist das kleine Kirchlein der Madonna del Rosario di Pompei, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und wegen starker Kriegsschäden in den 1950er Jahren wieder errichtet wurde.
Nur wenige Kilometer von Caorle entfernt, liegt schließlich noch in der Gemeinde Ottava Presa eine kleine Lourdeskapelle: das gesamte Innere dieses kleinen sakralen Ortes wurde erst kürzlich mit Freskos aus der Bibel ausgestaltet. Dieser Ort überrascht und verzaubert seine Besucher gleichermaßen.