Man nennt sie die “Litoranea Veneta” (Venezianische Küste), aber im Grunde genommen ist es eine “Wasserstraße”, errichtet in der Blütezeit der Republik Venedig. Ein System aus künstlichen Kanälen, den natürlichen Wasserwegen (Flüsse Sile, Piave Livenza, Lemene, Tagliamento, Stella und Isonzo) und den Lagunen (Venedig, Caorle, Marano und Grado) erschuf eine Verbindung zwischen der Lagune von Venedig und der Mündung des Flusses Isonzo.

Es handelt sich hierbei um eine wundervolle Strecke von großer geschichtlicher und landschaftlicher Bedeutung mit einer Gesamtlänge von 127 Kilometern – 68,5 davon in Veneto und 58,5 in Friaul Julisch Venetien.

Die Wasserstraße ist bis heute mit Kanus, Ruderbooten und kleinen Freizeitbooten befahrbar und ermöglicht einen einzigartigen Blick vom Fluss aus auf vielfältige und bezaubernde Landschaften. Nicht nur die venezianischen Kanäle mit ihren eleganten Palästen und ihrem historischen Ambiente verzaubern die Vorüberfahrenden, sondern auch die wundervollen Küstenlandschaften des Veneto. Entlang der Küste kann man die ruhigen Mündungen der Flüsse Venetos und Friauls ebenso bestaunen wie lange Kanäle mit begrünten Dämmen, häufig begrenzt von dichtem Schilf, das wie kleine Baumgruppen aus dem Wasser ragt.  Und dann gibt es noch die ländlichen Bereiche der trockengelegten Gebiete: idyllische, kultivierte Landstriche, auf denen die typischen Produkte mit ihrem unvergleichlichen Geschmack angebaut werden, die man in Restaurants und Osterien verkosten kann, die sich vielfach in unmittelbarer Nähe der diversen schiffbaren Kanäle befinden.  Nur wenige Kilometer von den sonnigen Stränden in Jesolo und Caorle entfernt finden sich üppige Pinienwälder.

Fährt man von Jesolo den Cavetta-Kanal entlang, erreicht man Cortellazzo und  die Vereinigung des Kanals mit dem Piavefluss. Hier mündet der Revedoli-Kanal träge in den Brian, wo man mitunter Leute beim Angeln beobachten kann. Lässt man die Schleusen hinter sich so kann man in ruhiger Fahrt bis nach Porto Santa Margherita und an die Mündung der Livenza gelangen. Möchte man nicht bis zur Adria weiterreisen, so bietet sich der Kanal von Varroggio an, der die gesamte Ortschaft von Caorle umfließt; genau hier in Caorle zeigt sich die Venezianische Küste in ihrer ganzen landschaftlichen Pracht. Wenn ihr mit eurem Boot Palangon und Porto Falconera erreicht, dann habt ihr die Möglichkeit eine Entdeckungsreise durch die bezaubernden Lagune von Caorle und Bibione zu unternehmen: wollt ihr auf der Venezianischen Küstenstraße bleiben (wobei kleinere Abweichung durchaus empfehlenswert sind), so könnt ihr dem Canale Nicesolo folgen, der sich zwischen dem östlichen Bereich der Lagune und den Stränden erstreckt. Von Nicesolo kann man Porto Baseleghe und Bibione Pineda erreichen und anschließend den Canale dei Lovi entlangfahren, der zum Talgiamento und seiner Mündung führt, wo sich auch der berühmte Leuchtturm von Bibione befindet.

Der Präsident des Rudervereins von Caorle, Alessandro Malpighi, hat uns verraten, dass einige der schönsten Kanäle der Lagune von Caorle, nur mit Ruderbooten befahrbar sind, weil sie sehr schmal und seicht sind, „aber es ist jedenfalls die Mühe wert“. Im Frühling und Sommer wird entlang des Venezianischen Wasserwegs viel Sport betrieben: manchmal sieht man die sogenannten „raid remieri“ mit ihren Gondeln, Leute die mit ihren Ruderbooten von der Venezianischen Lagune nordwärts fahren, aber auch ausländische Vereine, die mit den typischen Sportruderbooten (Yole) die Kanäle bevölkern.